Wie bei einem Ausschnitt einer Fotografie hat
Paula Modersohn-Becker das Kätzchen gewissermassen
herangezoomt. Ein Mädchen scheint das Tier zu
halten. Der Arm mit dem Tier ist das Zentrum des
Gemäldes "Kind mit Katze im Arm". Warme, zurückhaltende
Rottöne wurden für das Kleid und die Haut des
Kindes verwendet, mit der gleichen Farbsättigung
wird die Katze dargestellt, in weisser Farbe mit
bräunlichen und braunschwarzen Akzenten. Eigenwillig
wehrt sich das Kätzchen gegen den einengenden
Arm des Kindes. Die Macht des kindlichen Menschen
über das Tier wird deutlich, das Tier wird zum
Maskottchen, das allerdings in seiner Ausdrucksform
lebendig ist. Bei dieser Momentaufnahme einer
Beziehung, die ich als liebevoll wahrnehme, wird
Macht nicht als negative Grösse verstanden, sondern
als eine Art Willensspiel gezeigt. Das Tier, das
im Leben des Kindes eine zentrale Rolle einnimmt,
lässt diese Zuwendung mit sich geschehen. Die
kräftigen, warmen Farben sind aufeinander abgestimmt,
die klaren Konturen geben Leben, Kraft, Ausdruck
und Realität wieder.
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