Der Kupferstich von Maria Lassnig zeigt eine
nackte Frau mit Rückenansicht. Der Kopf hat etwas
Kindliches und die ganze Frau präsentiert sich
knochig liegend vor dem Tiger. Der Tiger räkelt
sich ihr gegenüber, sein Kopf zu ihren Füssen.
Beide Wesen wirken sehr entspannt und scheinen
einander gegenseitig zu betrachten. Die Augen
des Tieres sind der Frau lauernd zugewandt, sie
erinnern an die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.
Die Art der Darstellung hat eine erotische Komponente.
Harmlos wach liegen die beiden da und doch ist
eine Spannung spürbar. Eine Szene von Unschuld
und animalischen Trieben, die jederzeit entfacht
werden können. Ich spüre Vertrautheit, wie auch
Fremdheit und Wildheit; wohl genau diese Mischung,
die eine lebendige Sexualität aufrecht erhält.
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